Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland

Wie der Neustart nach der Krise gelingen kann

Ein Neuanfang nach der Insolvenz kann gelingen – wenn die Basis stimmt und kompetente Partner helfen. Symbolfoto: Adobestock

Sachsens Unternehmen stehen unter Druck, die Zahl der Insolvenzen steigt. Besonders betroffen ist das produzierende Gewerbe, das unter den globalen Unsicherheiten leidet. Dem Anlagenbauer Kreisel aus Krauschwitz ist nach schweren Turbulenzen ein Neuanfang geglückt.

Die Rezession in Deutschland setzt vor allem der Industrie zu. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe befindet sich weiter auf niedrigem Niveau – wenngleich zaghafte Erholungszeichen deutlich werden. Die Energiepreise sind im Vergleich zum Vorjahr um mehrere Prozentpunkte zurückgegangen. Von einem Aufschwung zu sprechen, ist allerdings weit gefehlt. Viele Unternehmen schauen eher pessimistisch in die Zukunft. Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer zeigt: 33 Prozent der befragten Betriebe wollen ihre Investitionen verringern. Andere treten sogar gänzlich ihren Rückzug aus der Bundesrepublik an und verlagern ihre Investitionen ins Ausland. Wie ein Neustart trotz schwieriger Rahmenbedingungen gelingen kann, zeigt das Beispiel der Kreisel GmbH & Co. KG aus Krauschwitz in Ostsachsen. Das Unternehmen ist eines von vielen, das nicht nur unter den Folgen der Corona-Pandemie und gestiegenen Finanzierungskosten zu leiden hatte, sondern auch durch einen Cyberangriff geschwächt wurde. Am Ende stand die Insolvenz – und bot dennoch die Chance auf einen neuen Anfang.

Kreisel blickt dabei auf eine mehr als 113-jährige Firmengeschichte zurück. Nach Anfängen in den Bereichen Schlosserei und Schweißerei ist der Betrieb heute als international angesehener Anlagenbauer und Spezialist auf dem Gebiet des Schüttguthandlings tätig. Das Team entwickelt und fertigt maßgeschneiderte mechanische und pneumatische Förderanlagen und entsprechende Komponenten. Das Unternehmen beschäftigt 110 Mitarbeiter und elf Auszubildende.

Cyberangriff, hohe Energiepreise und Krisenjahre fordern ihren Tribut

Trotz langer Historie und gefestigter Stellung am Markt haben die Krisen der letzten Jahre ihre Spuren hinterlassen: Durch die Corona-Pandemie hatte sich die Ertragslage verschlechtert. Ein Cyberangriff im ersten Quartal 2024 schränkte zudem die Handlungsfähigkeit des Unternehmens über mehrere Wochen ein. Für Geschäftsführer Wolfram Kreisel nach wie vor eine einschneidende Erfahrung. „Unsere Server wurden gehackt, 170.000 Dateien verschlüsselt. Die Täter, eine global bekannte Hackergruppe aus Osteuropa, forderten Lösegeld im Darknet. Das Landeskriminalamt riet uns dringend davon ab, Kontakt aufzunehmen. Das war ein Weckruf, unsere Cybersecurity drastisch zu verbessern. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten haben zusätzlich gezeigt, wie wichtig eine solide Risikovorsorge ist“, sagt er. Die Erhöhung der Rohstoff- und Energiepreise sowie geopolitische Spannungen trugen ihr Übriges zur schwierigen Lage bei. Die Versuche der Geschäftsleitung, den Betrieb mit einer außergerichtlichen Sanierung zu stabilisieren, waren gescheitert. Am 19. November 2024 musste deshalb ein Insolvenzantrag gestellt werden.

In einem Verfahren in Eigenverwaltung konnte sich das Unternehmen neu aufstellen. Begleitet wurde es auf diesem Weg von Sanierungsgeschäftsführer Enrico Schwartz, von der Kanzlei Schwartz Consulting, sowie durch das Team von Rechtsanwalt Stefan Ettelt von der Kanzlei Kulitzscher & Ettelt. Dank der stabilen Auftragslage und der loyalen Mitarbeiterschaft, konnte der Geschäftsbetrieb während dieser Zeit lückenlos fortgesetzt werden. „Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, Kreisel zu erhalten. Nach herausfordernden Monaten der Sanierung ist der Neustart gelungen“, sagt Rechtsanwalt Enrico Schwartz, und auch Rechtsanwalt Stefan Ettelt ist erleichtert. Für das Unternehmen stünden „alle Zeichen auf Neuanfang“. Die übertragende Sanierung sei ein bedeutender Schritt, um das Unternehmen zukunftssicher und nachhaltig aufzustellen.

Asset Deal rettet Traditionsunternehmen

Mithilfe des vorfinanzierten Insolvenzgeldes konnten die Löhne und Gehälter in den ersten Monaten des Verfahrens weiter ausgezahlt werden. Dreh- und Angelpunkt für die Fortführung des Unternehmens war ein Investorenprozess, der federführend von Simon Leopold von ABG Consulting-Partner verantwortet wurde. In diesem Verfahren konnte ungeachtet der schwierigen wirtschaftlichen Lage zusammen mit einem regionalen Investor eine tragfähige Lösung gefunden werden: „Wir haben unter Hochdruck nach einem aussichtsreichen Kandidaten gesucht, um dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern eine zeitnahe und dennoch nachhaltige Lösung zu ermöglichen. Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, den Investorenprozess trotz der aktuell schwierigen Gesamtsituation erfolgreich abschließen zu können.“

Durch die gemeinsam gefundene Lösung kann auch der bisherige Geschäftsführer Wolfram Kreisel weiterhin an Bord bleiben und das Unternehmen führen. „Ich bin glücklich, dass wir wieder positiv in die Zukunft blicken können. Die vergangenen Monate waren nicht leicht. Umso dankbarer bin ich unseren Mitarbeitern, Kunden, Partnern und Handelsvertretern, durch deren unermüdlichen Einsatz und starke Unterstützung es möglich war, den Geschäftsbetrieb trotz der schwierigen Situation lückenlos aufrechtzuerhalten“, sagt er. Der neue Investor kommt aus der Region, bleibt jedoch anonym. Dank ihm können nicht zuletzt auch alle 110 Arbeitsplätze sowie die elf Ausbildungsplätze erhalten bleiben.

Gewohnte Qualität unter neuem Namen

Auch der vom Gericht bestellte Sachwalter, Rechtsanwalt Rüdiger Wienberg von der Kanzlei hww hermann wienberg wilhelm, ist erleichtert, dass Kreisel eine Zukunft hat. „Alle Beteiligten haben trotz aller Schwierigkeiten an einem Strang gezogen und unter Hochdruck gemeinsam daran gearbeitet, für das traditionsreiche und für die Region Lausitz bedeutende Industrieunternehmen eine nachhaltige Zukunftslösung zu organisieren“, so der Sachwalter.

Unter dem neuen Namen Kreisel Industries GmbH konzentriert sich das Unternehmen seit dem 1. Mai 2025 nach eigenen Angaben auf den Bau hochwertiger Schüttgutkomponenten. Das Kernprodukt, die Kreisel-Zellenradschleuse, soll „durch Energieeffizient und Langlebigkeit hervorstechen“.  Die GmbH bedient weiterhin Kunden weltweit – in Branchen wie Bau, Recycling, Pharmazie und Lebensmitteltechnik – und steht nun wieder auf einem stabilen Fundament. (sz.jobs)

// code is done in IVWJavascriptPreload