Soft Skills – Der weiche Weg zum Erfolg

Strukturiertheit, Flexibilität, Kommunikationsgeschick – ohne diese und weitere Soft Skills kann der berufliche Aufstieg trotz guter Abschlüsse schwierig sein.

Fachwissen, Erfahrung, Spezialkenntnisse: Wer im Job durchstarten will, braucht genau das – und noch eine Menge mehr. Die sogenannten Soft Skills werden immer wichtiger.

Fachwissen, Erfahrung, Spezialkenntnisse

Wer im Job durchstarten will, braucht genau das – und noch eine Menge mehr. Die sogenannten Soft Skills werden immer wichtiger.

Ein guter Abschluss, zwei Zusatzqualifikationen, sogar ein Auslandsaufenthalt steht auf der Haben-Seite des Bewerbers. Trotzdem hat es bisher noch nicht so richtig geklappt mit dem Durchstarten im Beruf. „Ich hatte bei Bewerbungsgesprächen oft das Gefühl, einfach nicht überzeugen zu können, obwohl die Personaler meine Bewerbung an sich gut fanden“, erzählt ein Mittzwanziger aus Dresden. Nach einem dieser Gespräche gab es dann zum Abschied den entscheidenden Hinweis. „Sie müssen noch ein bisschen an Ihren Soft Skills arbeiten.“ Der junge Mann war dankbar – und ein wenig überfordert. Wie schult man etwas, das schwer greifbar ist?

Diese Frage treibt längst nicht nur Berufseinsteiger um. Auch wer seinen Job oder den Arbeitgeber wechseln will, muss mit mehr als Fachwissen überzeugen. Die sogenannten Soft Skills stehen bei Unternehmen immer höher im Kurs. Das zeigte jüngst eine Studie des Personaldienstleisters Gulb. Befragt wurden dafür festangestellte Mitarbeiter, aber auch Freiberufler.

Selbstorganisation ist stärker gefragt

Dabei bestand unabhängig von der Arbeitsform Einigkeit darüber, dass weiche Erfolgsfaktoren heute deutlich wichtiger seien als noch vor einigen Jahren. Während bei Freiberuflern dabei die Fähigkeit zum selbstständigen Arbeiten ganz oben auf der Skill-Liste steht, ist bei angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch die Teamfähigkeit besonders bedeutsam. Beides ist nicht unbedingt überraschend: Wer als Freelancer arbeitet, muss in der Lage sein, sich selbst zu organisieren und Aufträge auch ohne Anleitung gut umzusetzen. Das sollten zwar auch Angestellte können, sie müssen sich aber in den meisten Fällen ohnehin im Kollegenkreis absprechen oder direkt in Teams zusammenarbeiten. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob die Beschäftigten an einem Ort arbeiten, ob sie ihre Jobs hybrid oder ausschließlich im Homeoffice erledigen.

Da die beiden letzteren Arbeitsformen, noch ergänzt um Co-Working-Spaces und Maker Labs, immer mehr an Bedeutung gewinnen, steigen auch die Anforderungen an den Soft Skill-Katalog. Eigenverantwortung und die Fähigkeit, den Arbeitstag selbst sinnvoll und effizient zu strukturieren, gehören ebenso dazu wie gute Kommunikationsfähigkeiten. Wenn der Kollege oder die Kollegin nicht am Nachbartisch, sondern vielleicht sogar tausende Kilometer entfernt sitzt, ist die Fähigkeit, digital sinnvoll zu kommunizieren, existenziell wichtig. Auch das Vernetzen – in vielen Branchen gerade mit Blick auf Karrierechancen unabdingbar – gilt als Soft Skill, der in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Das moderne Arbeiten erfordert damit gleichermaßen ein hohes Maß an Selbstorganisation, aber auch starke Kommunikations- und Teamfähigkeits-Skills.

Eigene Stärken im Fokus

Letzterer wird gemäß der Gulb-Studie von Arbeitgebern als wichtigste Eigenschaft empfunden. Mehr als 77 Prozent der Befragten waren dieser Meinung. Ebenfalls wichtig: die „Stress-Resistenz“ mit 61,1 Prozent. Das fachliche Wissen landete übrigens auf Platz elf der Liste. Wer nun denkt, man müsse nicht viel können, solange man nur gut mit anderen auskommt und sich entsprechend ausdrücken kann, liegt dennoch falsch. Vielmehr wird fachliche und sachliche Kompetenz in Bewerbungsgesprächen vorausgesetzt. Üblicherweise bilden zudem die Bewerbungsunterlagen ab, was der Kandidat oder die Kandidatin hier zu bieten hat. Überzeugt werden wollen viele Personalverantwortlichen heute aber von der Persönlichkeit des potenziellen neuen Teammitglieds.

Das kann durchaus Druck erzeugen, denn nicht jedem fällt es leicht, in einer Bewerbungssituation aus sich heraus zu gehen. Gute Personaler wissen das. Sie wissen auch, dass ein harmonisches Team nicht nur extrovertierte Mitglieder braucht. Soft Skills sind deshalb nicht mit überzogener Selbstdarstellung zu verwechseln. Wer überzeugt erklärt, dass er sehr gut eigenständig arbeiten kann und Wert auf einen respektvollen Umgang im Team legt, hat oft schon recht gute Karten.

Wer der eigenen Einschätzung seiner weichen Erfolgsfaktoren nicht traut, kann überdies einfach Angehörige oder Freunde fragen, welche der persönlichen Eigenschaften sie besonders schätzen. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, seine Soft Skills von professionellen Erfolgstrainern in Schwung bringen zu lassen. Experten raten hier zu gesunder Skepsis. Lernt der Teilnehmer dabei nur, wie er am besten so tut, als hätte er bestimmte Eigenschaften, fällt das im Arbeitsalltag schnell auf.

Von Annett Kschieschan