Sachsen startet Kampagne für Jobs mit Sinn und Zukunft

Ärzte und Pflegepersonal fehlen sachsen- und bundesweit. Eine Imagekampagne soll helfen, vor allem junge Leute für diesen Bereich zu begeistern. Foto: Adobestock

Der Fachkräftemangel im Gesundheits- und Sozialwesen ist längst Realität. Und er wird sich verschlimmern. Der Freistaat will nun das Image der Branchen verbessern.

Prognosen sind immer so eine Sache. Stimmen die angenommenen Zahlen am Ende tatsächlich? Wenn es um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen geht, ist es inzwischen fast egal, ob die Vorhersagen auf den Punkt genau passen. Der Mangel ist schon jetzt eklatant. Und er wird sich verstärken. Nach den Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 insgesamt rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Das Problem trifft auch Sachsen und es trifft besonders den ländlichen Raum. Ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland wird es nicht gehen. Schon seit einigen Jahren werben Politik und Krankenhäuser etwa in Asien oder Südamerika um Pflegefachleute. Vor Kurzem erst wurde eine entsprechende Kooperation mit Partnern aus Brasilien geschlossen. Nun soll zusätzlich eine Imagekampagne dafür sorgen, dass Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen wieder attraktiver werden.
Internetplattform zum „Job-Dating“
Unter dem Slogan „Wir machen die stärksten Sach(s)en!“ will das Sozialministerium mit Plakaten und Posts in den sozialen Netzwerken vor allem junge Leute ansprechen, die auf der Suche nach einer passenden Ausbildung oder einer Möglichkeit zum Quereinstieg sind. „Bei den meisten Berufen der Gesundheitswirtschaft und dem Sozialwesen, aber auch beim Staatsbetrieb Mess- und Eichwesen sowie der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen werden dringend Fachkräfte gebraucht“, weiß Sachsen Sozialministerin Petra Köpping. Man werbe nun ganz bewusst mit den Vorteilen der jeweiligen Berufe. „Sie stiften Sinn, machen stark und stolz, bieten Sicherheit und flexibles Arbeiten. Wir glauben, dass es Schulabgängern bei der Berufswahl heute vor allem um diese Qualitäten geht“, so die Ministerin weiter. Auf einem eigenen Internetportal gibt es Informationen zu Berufsinhalten, Arbeitsorten und Karrieremöglichkeiten. Per Link geht es direkt zu potenziellen Ausbildungsstätten. Und weil die Suche nach dem passenden Job immer auch Herzensangelegenheit ist, haben sich die Macher der Kampagne an der Struktur von Dating-Apps orientiert. Interessenten können sich durch Job-Profile klicken und quasi ihre Traum-Karriere als perfektes Match finden.
„Es gibt nicht den einen Weg, um den großen Fachkräftebedarf in den Gesundheits- und Sozialberufen zu decken, vor allem, weil in vielen anderen Branchen auch Personalmangel herrscht“, so Petra Köpping. Man suche daher auf vielen Wegen nach Optionen, um die Personallücken zu schließen. Die Kampagne sei einer davon.
Drängend ist das Thema auf jeden Fall. Allein zwischen 2019 und 2021 hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen um fast 24 Prozent auf mehr als 300.000 erhöht. Schon jetzt ist es vor allem im ländlichen Raum schwer, dem Bedarf gerecht zu werden. Zumal hier noch ein weiteres Problem drückt – die Ausdünnung des Praxisnetzes. Derzeit sind rund 400 Hausarztstellen in Sachsen nicht besetzt.