Im zweiten Anlauf zum Erfolg

Kein Land in Sicht? Nicht immer wird ein Studium zum erfolgreichen Beginn des Berufsweges. Manchmal bleibt nur der Abbruch – doch auch dann gibt es viele Möglichkeiten. Fotos: Adobestock

In einigen Studienfächern liegt die Abbruchquote bei 50 Prozent. Doch was kommt nach der Exmatrikulation? In Sachsen gibt es ein breites Netzwerk, das jungen Leuten neue Wege zeigt. Manchmal muss auch eine Auszeit sein.

Endlich erwachsen und auf dem Weg, die eigenen Träume zu verwirklichen – für viele junge Leute beginnt so die Studienzeit. Doch nicht immer erweist sich der eingeschlagene Weg als der richtige. Rund ein Viertel der Immatrikulierten in Deutschland bricht das Studium ab oder scheitert an den Prüfungen. Betroffen sind sowohl die Geistes- als auch die Naturwissenschaften. Etwa die Hälfte aller Männer und Frauen, die in Deutschland ein Mathematik-Studium beginnen, wirft irgendwann das Handtuch.

Die Gründe für die zum Teil hohen Abbruchquoten sind unterschiedlich. Oft starten Studienanfänger mit falschen Erwartungen in den neuen Lebensabschnitt, zu dem nicht nur die angenehmen Seiten des Studentenlebens gehören. Das zeigt ein Blick auf die Analysen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das sich auch mit den Ursachen für den Misserfolg im Studium beschäftigt. Demnach wirken oft studieninterne Probleme – etwa schlechte Noten beziehungsweise das generelle Gefühl, mit den Lehrinhalten überfordert zu sein – und externe Faktoren, zum Beispiel hohe Lebenshaltungskosten und entsprechend großer finanzieller Druck, zusammen. Das betrifft vor allem Menschen, die in Großstädten wie München, Düsseldorf oder Hamburg studieren. Sie sind überdurchschnittlich stark von den gestiegenen Mietpreisen betroffen. Nur ein Bruchteil der Studentinnen und Studenten in Deutschland – 2022 waren es laut dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung elf Prozent – erhält Unterstützung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög).

Zurück zur Ausbildung

Wer Arbeit und Studium unter einen Hut bekommen muss, kann leicht ins Straucheln geraten, besonders dann, wenn hinter dem Studienwunsch noch kein klares Berufsbild steht. In dieser Situation entwickelt sich oft der Plan, den akademischen Weg abzubrechen – oder zumindest einen neuen Abzweig zu nehmen. Der Wechsel der Studienrichtung kann eine Chance sein, manchmal aber verlängert er die Phase der Unzufriedenheit nur, an deren Ende dann doch der komplette Abbruch steht. Unterschiede gibt es hier zwischen Menschen, die vor dem Studium bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben, und jenen, die direkt nach dem Abitur in den Hörsaal gewechselt sind. Letztere starten eher einen zweiten Studienversuch – nach Angaben des Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung gehen knapp 60 Prozent diesen Weg. Wer bereits eine berufliche Qualifikation vorweisen kann, belässt es hingegen eher beim Versuch, auf dem akademischen Parkett Fuß zu fassen. Mehr als 70 Prozent bestreiten ihr berufliches Leben ohne Studienabschluss.

Doch der Abbruch bedeutet zunächst vor allem eines – einen Misserfolg. Damit er nicht in Resignation mündet, gibt es Projekte, die Studienabbrechern bei der Suche nach einer neuen Perspektive helfen. So berät etwa die Dresdner Arbeitsagentur konkret zu den Möglichkeiten. Während der Vorlesungszeit gehen die Mitarbeiter dafür jede Woche direkt an die TU beziehungsweise die HTW und bieten offene Sprechstunden an. Nicht zuletzt mit dem Blick auf den Fachkräftemangel sollen jungen Leute Altnativen aufgezeigt und ein zu langer Leerlauf in der Lebensplanung vermieden werden. In Sachsen ist hier auch die Initiative Weg X aktiv. Sie will Studienabbrecher und Unternehmen zusammenbringen und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Teil des Netzwerkes sind neben der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Dresden unter anderem auch die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und die Psychosoziale Beratungsstelle im Studentenwerk.

Dass das – mehr oder weniger unfreiwillige – Ende eines Studiums nicht das Ende des persönlichen Lebenstraums sein muss, zeigen viele erfolgreiche Berufsbiografien. Nicht zuletzt geben Unternehmen vermehrt auch Bewerbern eine Chance, die nicht alle der formal geforderten Abschlüsse vorweisen können und bieten ihnen eigene Qualifizierungswege an.

Freiwilligendienst zur Orientierung

Unabhängig von der Vielzahl der Möglichkeiten kann auch eine Auszeit erst einmal die richtige Entscheidung sein. Wer in dieser Zeit trotzdem etwas tun will, kann sich zum Beispiel für einen der zahlreichen Freiwilligendienste bewerben. Ob im Ökojahr auf dem Bauernhof oder beim Sozialen Jahr im Jugendfreizeitzentrum – oft hilft die praktische Arbeit dabei, den Kopf wieder frei zu bekommen. Auch Work & Travel-Programme können eine gute Möglichkeit sein, den eigenen beruflichen Weg wieder klarer zu sehen und dabei noch ein bisschen die Welt außerhalb Sachsens und Deutschlands zu entdecken.

Zurück in der Heimat lässt es sich dann mit etwas Glück wieder mit Schwung durchstarten – mit einem neuen Studium oder auch auf einem ganz anderen Weg ins Berufsleben.