Gastro-Profis dringend gesucht!

Wer in der Gastronomie arbeiten will, findet zurzeit eine große Auswahl an freien Stellen. Doch oft schrecken die Arbeitsbedingungen ab.

Wo sind die Gastro-Profis? Allein in Dresden sind über 270 Stellen im Hotel- und Gaststättengewerbe unbesetzt. Ein Problem nicht nur in der Tourismus-Hochsaison. Deshalb fordert die Gewerkschaft NGG bessere Arbeitsbedingungen.

Sommerzeit ist Reisezeit. Auch in Sachsen sind in diesen Tagen Gäste aus ganz Deutschland und aus aller Welt unterwegs – im Erzgebirge und im Lausitzer Seenland, an Elbe und Neiße, in Dresden und Leipzig sowieso. Und immer öfter stehen Touristen, ebenso wie Einheimische, vor verschlossenen Restauranttüren. Aufgrund des Personalmangels wurden Öffnungszeiten verkürzt oder zusätzliche Schließtage eingeführt. „Einige Häuser streichen den Mittagstisch komplett. Und oft schließt die Küche abends deutlich früher. Der Trend ist klar: Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme“, so Thomas Lißner von der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für die Region Dresden-Chemnitz.

Auch der Nachwuchs fehlt

Ob Hotels, Restaurants, Gaststätten, Biergärten, Cafés oder Cateringanbieter – „fast alle suchen händeringend Unterstützung“, so Lißner. Das gibt auch Berufsanfängern und Quereinsteigern die Möglichkeit, schnell Praxiserfahrung zu sammeln. Allein in der sächsischen Landeshauptstadt sind derzeit laut der Agentur für Arbeit 272 Stellen im Bereich Hotellerie und Gastronomie unbesetzt. „Wer in der Küche klarkommt, kann sofort anfangen: 144 Jobs warten auf einen Küchen-Profi. Aber auch um den Nachwuchs macht sich das Gastgewerbe Sorgen: 34 Ausbildungsplätze sind immer noch frei. Für die Azubi-Suche läuft der Countdown. Und es sieht nicht gut aus. Denn eigentlich müssten die Verträge für das neue Ausbildungsjahr schon längst abgeschlossen sein“, so der NGG-Geschäftsführer weiter. Das Problem: Noch immer machen unregelmäßige Arbeitszeiten, Überstunden und die im bundesweiten Vergleich eher niedrigen Löhne die Branche wenig attraktiv. Vor allem, weil auch viele andere Unternehmen Nachwuchs und engagierte Mitarbeiter suchen. Wer die Wahl hat, entscheidet sich heute oft entweder für einen Gastro-Job in den Metropolen oder den Tourismushochburgen in Süddeutschland – oder er kehrt dem Beruf ganz den Rücken.

„Höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten sind der Schlüssel für mehr Personal“, ist Thomas Lißner überzeugt und meint damit auch einen „Gastro-Start-Lohn“ von 3.000 Euro brutto pro Monat für alle, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in einem Vollzeit-Job weiterarbeiten.

Von fairen Löhnen seien viele Beschäftigte der Branche heute immer noch weit entfernt: „Tatsächlich schrammen Köche und Kellnerinnen in Dresden ziemlich oft nah an der Mindestlohnkante von 12 Euro pro Stunde entlang. Ein Großteil der Gastro-Betriebe zahlt noch immer keinen Tariflohn. Das ist ein Unding, wenn man gute Leute sucht“, so Thomas Lißner.

Er kündigt an: Die NGG und der Gaststättenverband Dehoga werden im kommenden Jahr neu über die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in der Hotellerie und Gastronomie in Sachsen verhandeln. Der Tarifvertrag der Gastro-Branche läuft Ende des Jahres aus.

Von Annett Kschieschan