Ferienjob – Berufsorientierung mal anders

Ob Pakete, Prospekte oder Lebensmittel – Auslieferjobs sind bei jungen Leuten beliebt – nicht nur in den Ferien.

Statt in den Urlaub geht es für viele Jugendliche jetzt an die Werkbank, zum Lieferdienst oder in die Gastronomie. Warum Ferienjob nicht gleich Ferienjob ist und wo man auch kurzfristig noch einen Arbeitgeber auf Zeit findet.

Endlich Ferien! Endlich ausschlafen und spät ins Bett gehen, im Freibad liegen, Eis essen, einfach mal gar nichts tun. Oder? Für viele Schüler heißt es in diesen Tagen eher: früh aufstehen, in Bus oder Bahn steigen – und zur Arbeit gehen. So wie für Sophia, die in den nächsten Wochen für einen Lieferdienst in Leipzig in die Pedale tritt. Ihr erster richtiger Ferienjob soll eine Überbrückung zwischen Schule und Studium sein und natürlich auch ein bisschen Geld aufs Konto bringen. „Ich bin echt gespannt, ob ich das gut durchhalte. Bisher habe ich nur mal ein Schülerpraktikum gemacht“, erzählt die 18-Jährige.

Wer einen Ferienjob angenommen hat, kann zwar nicht mit seinen Freunden am See chillen, sammelt dafür aber Erfahrungen für eine spätere Ausbildung oder einen Beruf und verdient sein eigenes Geld. Das steht bei vielen Jugendlichen nach wie vor hoch im Kurs.

Doch was ist eigentlich zu beachten, wenn man in den Ferien arbeiten gehen will? Eine ganze Menge, denn in der Regel sind Schüler, die jobben gehen, noch nicht volljährig. Deshalb müssen sie genauso wie ihr Arbeitgeber auf Zeit viele Regeln im Blick haben. Generell gilt es, das Alter der jungen Bewerber zu beachten. Das Arbeitsschutzgesetz regelt, dass Mädchen und Jungen erst ab einem Alter von 13 Jahren arbeiten dürfen. Sie dürfen allerdings auch dann nur leichte Tätigkeiten ausüben, die keine große Belastung auslösen. Der Klassiker hier ist das Austragen von Zeitungen oder Prospekten. Wer gut mit Kindern oder Tieren umgehen kann, könnte in der Nachbarschaft als kurzzeitiger Babysitter oder Gassi-Begleiter für Hunde arbeiten. Nachhilfeunterricht für jüngere Kinder oder auch Hilfe bei der Gartenarbeit dürfen 13-Jährige mit Einwilligung ihrer Sorgeberechtigten ebenfalls anbieten.

Begrenzte Arbeitszeit

Wichtig ist: Die reine Arbeitszeit ist auf zwei Stunden pro Tag begrenzt. Sie darf nicht vor 8 Uhr morgens beginnen und muss 18 Uhr auf jeden Fall beendet sein.

Das ändert sich mit dem 15. Geburtstag. Ab diesem Alter erlaubt das Gesetz eine Arbeitszeit von bis zu acht Stunden pro Tag in der Zeit von 6 bis 20 Uhr und an maximal fünf Tagen in der Woche. Allerdings gilt hier eine andere Begrenzung. Gejobbt werden darf nur vier Wochen am Stück oder an 20 über das Jahr verteilten Tagen – zum Beispiel im Einzelhandel, im Lieferdienst, in der Landwirtschaft oder der Gastronomie. Wichtig ist bei der Auswahl, dass Schüler keine schweren Maschinen bedienen, nicht unter großer Hitze, Kälte oder Lärm arbeiten oder mit gefährlichen Stoffen in Kontakt kommen dürfen.

Wer nun denkt, mit der Volljährigkeit fallen alle Regeln weg, wird enttäuscht. Auch bei über 18-Jährigen gibt es Vorgaben an Ferienjobs. Sie dürfen als Schüler und Studenten maximal 50 Tage im Jahr oder zwei Monate am Stück arbeiten. Natürlich könnte man in diesem Alter grundsätzlich auch länger und mehr arbeiten –  dann gilt die Tätigkeit aber nicht mehr als Ferienjob.

Und wie findet man nun eine passende Beschäftigung für die freie Zeit? Da stehen die Chancen aktuell besser als in vielen anderen Jahren, denn das Angebot an Ferienjobs ist auch in Sachsen recht groß. Allein die Online-Jobbörse Stepstone und die Online-Börsen der Handwerkskammer Dresden spucken jeweils knapp 90 Angebote zwischen Lausitz und Vogtland aus. Ob in der Logistik, beim Lieferservice oder beim Kommissionieren – viele Unternehmen nehmen gern junge Helfer auf Zeit in ihre Teams auf. „Für die Schüler sind Ferienjobs sowohl eine gute Gelegenheit ihr Taschengeld etwas aufzubessern, als auch, um sich auszuprobieren und zu schauen, ob ein bestimmter Beruf einem liegt. Das ist erstklassige Berufsorientierung“, sagt Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden.

Erste Kontakte früh knüpfen

Dabei lässt es sich gut Praxisluft schnuppern – auch in Bereichen, die man auf den ersten Blick nicht den klassischen Ferienjobs zuordnen würde. So sucht eine Klinik Hilfe bei der medizinischen Dokumentation, eine gemeinnützige Organisation braucht Unterstützung im Marketing. Wer sich durch die Jobportale klickt, findet oft auch kurzfristig noch eine Möglichkeit, das Taschengeld aufzubessern und neue Erfahrungen zu sammeln. Soll es allerdings ein ganz bestimmter Job in einer ganz bestimmten Branche sein, empfiehlt es sich, mit mehr Vorbereitung an die Suche zu gehen. Unternehmen planen gern langfristig. Warum also nicht schon im Februar anfragen, ob in den Sommerferien ein Job auf Zeit frei wäre? Jetzt wiederum kann es sinnvoll sein, bereits für die Herbstferien vorzuplanen.

In den Personalabteilungen sieht man so viel Engagement gern. Nicht zuletzt, weil der Ferienjobber von heute vielleicht der Azubi von übermorgen ist. In Zeiten des Fachkräftemangels setzen Rekrutierungsprofis früh an – zum Beispiel über Praktika- und Ferienjobangebote. Junge Leute können dabei ohne Druck feststellen, welche Arbeitsbereiche zu den eigenen Zielen und Interessen passen. Ist der erste Kontakt geknüpft und die Erfahrung für beide Seiten positiv, wird am Ende vielleicht mehr daraus. Spätestens dann hat sich der Ferienjob doppelt gelohnt.

Von Annett Kschieschan