Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland

Chancenkarte gegen den Fachkräftemangel

Bundesweit werden Fachkräfte, auch aus dem Ausland, gebraucht. Die Chancenkarte soll es Bewerbern und Unternehmen leichter machen, zusammenzufinden. Foto: Adobestock

Ein temporäres Visum zur Jobsuche soll es ausländischen Bewerbern und hiesigen Firmen leichter machen, zusammenzufinden. Nach einem Jahr gibt es erste Ergebnisse.

Von Annett Kschieschan

Sachsens Unternehmen suchen Fachkräfte. Das ist nicht neu. Mittlerweile wird der Mangel an qualifiziertem Personal für einige Firmen existenzgefährdend. Wo der hiesige Markt keine passenden Bewerber mehr bietet, sind Interessenten aus anderen Ländern besonders gefragt. Doch die tun sich schwer mit einem beruflichen Neubeginn in Deutschland. Das bestätigen die Ergebnisse einer Befragung, die die OECD im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Demnach hatten es von 6.000 potenziellen Bewerbern aus dem Ausland innerhalb eines Jahres gerade mal fünf Prozent tatsächlich geschafft, in der Bundesrepublik anzukommen. Häufigster Grund: Bürokratische Hürden, die Unternehmen und Interessenten gleichermaßen belasten. Die Chancenkarte soll hier Abhilfe schaffen. Dabei handelt es sich um ein Visum zur Suche eines Arbeitsplatzes oder einer Maßnahme zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen in Deutschland. Das Angebot richtet sich an jobsuchende Drittstaatsangehörige, also Personen, die nicht aus der EU beziehungsweise dem Europäischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz kommen und einen Hochschul- oder Berufsabschluss vorweisen können.

Hinter den Erwartungen geblieben

Wer die Karte besitzt, kann vor Ort mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch kommen. Alle Bewerbungsmodalitäten sollen dadurch einfacher werden. Soweit die Theorie. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Die Initiative make it in germany hat ein Jahr nach der Einführung der Chancenkarte Zwischenbilanz gezogen. Demnach wurden vom 1. Juni 2024 bis zum 15. Juni 2025 genau11.497 Chancenkarte-Visa erteilt. Die meisten an Interessenten aus Indien, China und der Türkei. Gerechnet hatte die Bundesregierung allerdings mit rund 30.000 verteilten Karten. Dass die Entwicklung hinter den Erwartungen liegt, räumt man beim Bund ein, prognostiziert aber, die Nachfrage werde „nicht zuletzt im Zuge der Weiterentwicklung der Verwaltungsprozesse an Fahrt aufnehmen.“

Immerhin: die Chancenkarte kann seit Jahresbeginn in der Regel online beantragt werden, alternativ auch bei der zuständigen Auslandsvertretung. Auch das soll die Abwicklung beschleunigen und Unternehmen und Bewerber schneller zusammenbringen. In Sachsen freut das nicht nur Unternehmen. Initiativen wie Welcome Saxony oder das Intap-Netzwerk engagieren sich seit Jahren dafür, ausländische Fachkräfte in den Freistaat zu holen und sowohl Bewerber als auch Arbeitgeber bei den ersten gemeinsamen Schritten zu unterstützen. Gebraucht wird diese Hilfe auch künftig – mit oder ohne Chancenkarte.

// code is done in IVWJavascriptPreload