Zeitarbeit: Was ist das und für wen lohnt sich dieses Arbeitsmodell?
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Zeitarbeitsfirmen gab es zunächst nur in den USA, bis in den 60er und 70er Jahren auch in Deutschland Zeitarbeit angeboten wurde. In den 90er Jahren kam es hier zu mehreren Neugründungen, mit denen auf Veränderungen am deutschen Arbeitsmarkt reagiert wurde. Unternehmen überbrücken mit zeitweilig Beschäftigten kurzfristige Personalengpässe oder reagieren auf Schwankungen im Auftragseingang. Für interessierte Bewerber oder Menschen mit besonderen Talenten eröffnet sich über die Zeitarbeit die Chance, in unterschiedlichen Branchen tätig zu werden und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Was ist Zeitarbeit nach deutschem Arbeitsrecht?
Zeitarbeit stellt ein Dreiecksverhältnis dar, und zwar zwischen Zeitarbeitsunternehmen (Personaldienstleister), Entleihbetrieb (Kundenunternehmen) und Leiharbeitnehmer. Das Zeitarbeitsunternehmen schließt mit dem Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag ab und überlässt ihn anschließend für einen bestimmten Zeitraum an ein anderes Unternehmen, den sogenannten Entleiher. Der Entleihbetrieb bestimmt im Alltag die Tätigkeit des Leiharbeitnehmers, zahlt den Lohn jedoch nicht selbst aus. Die Vergütung kommt vom Personaldienstleister, der rechtlich als das Unternehmen in Erscheinung tritt, in dem die Beschäftigten angestellt sind.
Die rechtliche Grundlage für das Arbeitsverhältnis bildet das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. Dieses regelt, wie lange ein Einsatz dauern darf, welche Rechte ein Mitarbeiter hat und welche Pflichten der Arbeitgeber erfüllen muss. Für ehemalige Jobsuchende, die in externen Unternehmen Aufgaben übernehmen, besteht ein Anstellungsverhältnis mit der Zeitarbeitsfirma. Hier sind sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt und haben Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie auf Urlaub. Auch der gesetzliche Mindestlohn gilt uneingeschränkt.
Unterschiede zwischen Zeitarbeit und Leiharbeit
Viele Menschen fragen sich, ob zwischen Zeitarbeit und Leiharbeit ein Unterschied besteht. Nein. Bei den beiden Begriffen handelt es sich um Synonyme. In der Alltagssprache hat sich Zeitarbeit durchgesetzt. Im Arbeitsrecht wird oft von Leiharbeit oder Arbeitnehmerüberlassung gesprochen. Die Gegebenheiten sind immer dieselben: Der Leiharbeitnehmer ist bei einem Zeitarbeitsunternehmen angestellt, arbeitet aber in einem Kundenunternehmen, das die Arbeitsleistung für eine bestimmte Dauer in Anspruch nimmt.
Die Bezeichnungen sind austauschbar und beschreiben immer dasselbe Modell. Für Arbeitsausführende macht es keinen Unterschied, ob von Leiharbeit oder Zeitarbeit die Rede ist. Wichtig ist nur, dass alle rechtlichen Vorschriften eingehalten werden und die Konditionen im Arbeitsvertrag klar geregelt sind.
Die Besonderheiten der Zeitarbeit
Durch Zeitarbeit erhalten Unternehmen, Angestellte und Arbeiter mehr Flexibilität. Unternehmen können je nach Bedarf Mitarbeiter für einige Monate oder auch nur wenige Wochen einsetzen. Arbeiter und Angestellte erhalten Einblicke in verschiedene Branchen und Tätigkeiten. Diese Vielfalt erweitert Kenntnisse und den eigenen beruflichen Horizont.
Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass Zeitarbeitnehmer meist nach einem Tarifvertrag bezahlt werden, den die großen Gewerkschaften mit den Verbänden der Zeitarbeitsfirmen abgeschlossen haben. Der Tarifvertrag legt Mindeststandards für Gehalt, Urlaub und Arbeitszeit fest. Zudem hat ein Mitarbeiter nach neun Monaten im gleichen Entleihbetrieb gesetzlichen Anspruch auf den gleichen Lohn wie vergleichbare Kollegen im Kundenunternehmen.
Zeitarbeit im Kontext des Arbeitsmarktes
Auf dem deutschen Arbeitsmarkt spielt Zeitarbeit eine bedeutende Rolle. Sie gewährt Unternehmen Flexibilität und eröffnet Jobsuchenden Chancen. Viele Branchen nutzen dieses Modell regelmäßig, um Personalengpässe auszugleichen. Für Interessierte kann es ein Einstieg in eine dauerhafte Beschäftigung sein. Unternehmen profitieren von motivierten und vielseitigen Mitarbeitern.
Dank Tarifvertrag, Mindestlohn und anderen gesetzlichen Vorgaben ist Zeitarbeit heute wesentlich transparenter und fairer gestaltet als noch vor einigen Jahren. Für viele Menschen stellt sie eine realistische Möglichkeit dar, im Berufsleben Fuß zu fassen.
Für wen eignet sich Zeitarbeit besonders?
Zeitarbeit ist eine Gelegenheit für Interessenten, die auf einem von ihnen gewählten Gebiet mit einem weniger komplizierten Einstieg Fuß fassen möchten. Berufseinsteiger sammeln erste Praxiserfahrungen und probieren verschiedene Tätigkeiten aus, bevor sie sich für eine Festanstellung entscheiden. Für Quereinsteiger eröffnet Zeitarbeit die Möglichkeit, eine neue Branche kennenzulernen und die eigene Qualifikation unter Beweis zu stellen.
Auch Menschen, die nach einer längeren Auszeit wieder in die Arbeit zurückkehren möchten, nutzen die Zeitarbeit. Sie können über Einsätze in Kundenunternehmen schrittweise Fuß fassen und Kontakte knüpfen. Nicht zuletzt profitieren Personen, die kurzfristig einen Job suchen, von dieser Möglichkeit. In der Regel sind Zeitarbeitsfirmen in der Lage, schnell passende Stellen anzubieten.
Vorteile und Nachteile von Zeitarbeit für Arbeitnehmer
Positiv ist die Sicherheit des Arbeitsvertrags. Es besteht eine dauerhafte Anstellung mit Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie Urlaubsanspruch. Auch die Einhaltung des Mindestlohns ist gesetzlich garantiert. Darüber hinaus sammeln Arbeitnehmer über die Zeitarbeit wertvolle Erfahrungen. Sie lernen verschiedene Arbeitsplätze kennen und erweitern ihre Qualifikation. Häufig kommt es vor, dass Kundenunternehmen besonders engagierte Mitarbeiter übernehmen und ihnen eine Festanstellung anbieten.
Viele Zeitarbeiter empfinden es jedoch als Nachteil, dass sie Einsatzbetriebe häufiger wechseln müssen. Außerdem fällt ihre Vergütung im Vergleich zu direkt angestellten Mitarbeitern im Kundenunternehmen oft geringer aus. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass Zeitarbeitnehmer kurzfristig zu neuen Unternehmen geschickt werden können. Sie müssen sich immer wieder auf neue Kollegen, Strukturen und Aufgaben einstellen. Wer jedoch offen für Abwechslung ist, hat damit kein Problem.
Rolle der Zeitarbeitsfirma und des Personaldienstleisters
Die Zeitarbeitsfirma übernimmt die Rolle des Arbeitgebers und ist für alle vertraglichen Fragen zuständig. Sie schließt mit dem Zeitarbeiter den Arbeitsvertrag ab, zahlt Gehalt und sorgt dafür, dass arbeitsrechtliche Vorgaben eingehalten werden. Der Personaldienstleister vermittelt also nicht nur Arbeit, sondern übernimmt eine umfassende Verantwortung für seine Mitarbeiter.
Für Kundenunternehmen bietet diese Konstellation den Vorteil, dass sie flexibel auf Auftragsspitzen reagieren können, ohne sofort neue Festanstellungen eingehen zu müssen. Der Entleiher leistet lediglich für die Zeit, in der er einen Mitarbeiter benötigt, Zahlungen an das Zeitarbeitsunternehmen. Dafür erhält es in diesem Zeitraum eine Arbeitsleistung, ohne sich an Kündigungsfristen halten zu müssen.
Fazit: Für wen lohnt sich Zeitarbeit?
Arbeitnehmerüberlassung unterscheidet sich von klassischen Beschäftigungsformen dadurch, dass der Arbeitnehmer beim Zeitarbeitsunternehmen angestellt ist. Seine Arbeit leistet er bei externen Unternehmen. Für Berufseinsteiger, Quereinsteiger und andere Interessenten, die schnell eine neue Tätigkeit suchen, hat Zeitarbeit klare Vorteile. Sie eröffnet Einblicke in verschiedene Branchen, stabilisiert die Qualifikation und ermöglicht den Zugang zu langfristigen Chancen.
Trotz möglicher Nachteile wie geringerer Bezahlung in den ersten Monaten oder wechselnden Einsätzen bleibt Zeitarbeit eine interessante Option für alle, die Nägel mit Köpfen machen möchten. Sie kombiniert die Sicherheit eines Arbeitsvertrags mit der Vielfalt wechselnder Tätigkeiten. Oft erweist sie sich als wichtige Stufe auf dem persönlichen Karriereweg.