Variable Vergütung: Wird erhoffte Motivation zur Belastung?
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Wer fleißig arbeitet und mehr leistet als andere Mitarbeitende, hofft auch auf ein bisschen mehr Gehalt – hier kommt die variable Vergütung ins Spiel. Es ist ein Teil der Entlohnung, der weder im Arbeitsvertrag festgeschrieben noch im Grundgehalt inkludiert ist. Vielmehr hängt dieser Anteil von bestimmten Bedingungen und Zielen im Unternehmen ab, die vorab vom Arbeitgeber definiert werden.
Die variable Vergütung dient in erster Linie der Motivations- oder Leistungssteigerung unter den Mitarbeitern. Sie kann gute Teamarbeit oder individuelle Erfolge honorieren. Je nach Modell und Unternehmen wird das zusätzliche Geld bei diesem Vergütungssystem entweder einmal pro Quartal, halbjährlich oder jährlich ausgezahlt. Arbeitnehmer erwerben damit zusätzliche Vergütungsansprüche, die über das normale Gehalt hinausgehen.
Formen der variablen Vergütung
Variable Vergütung kann mehrere Formen annehmen. Die häufigsten Vergütungsmodelle sind
- Boni,
- Prämien
- und Provisionen.
Unter Umständen kommen auch Gewinnbeteiligungen oder bestimmte Zielvereinbarungen für Sie infrage. Erreichen Sie festgelegte Ziele und erbringen eine besonders gute Leistung, dann können Sie mit einer zusätzlichen variablen Vergütung rechnen.
Die Boni unterteilen sich in Bindungsboni, Projektboni, Empfehlungsboni und Willkommensboni:
- Der Bindungsbonus soll Sie zum Bleiben im Unternehmen motivieren.
- Einen Projektbonus gibt es nach dem erfolgreichen Abschluss eines größeren Projekts.
- Den Empfehlungsbonus erhalten Mitarbeiter, wenn sie eine erfolgreiche Bewerbung vermittelt haben.
- Und der Willkommensbonus, der neue Mitarbeitende zum Einstieg ins Unternehmen und zur langfristigen Bindung bewegen soll.
Daneben existieren noch zahlreiche weitere Formen wie Zulagen, Aufmerksamkeiten, Zuwendungen und einige mehr. Auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld zählen zu den variablen Bestandteilen des Gehalts und gehören zu den Formen dieses Vergütungssystems.
Ob Sie ein festes Gehalt bekommen oder ob Sie zusätzlich einen variablen Bonus erhalten, hängt von mehreren Faktoren ab. Das trifft gerade auf die Branche zu, in der Sie arbeiten, auf die Unternehmensgröße, Ihre Position, die strategische Ausrichtung des Unternehmens, den Unternehmenserfolg, die individuellen Präferenzen und weitere Aspekte. Besonders häufig anzutreffen sind zusätzliche Vergütungen im Vertrieb und in der Finanzbranche. Größere Unternehmen bieten zudem oft eine größere Bandbreite einer variablen Vergütung an.
Führungskräfte profitieren in der Regel auch von höheren Zusatzzahlungen: Prämien und Bonuszahlungen begegnen ihnen wahrscheinlich am häufigsten. Führungskräfte haben darüber hinaus häufig das Recht, Unternehmensaktien in einer bestimmten Menge und zu einem festgelegten Preis zu erwerben.
Vor- und Nachteile einer variablen Vergütung
Die variable Vergütung hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Zu den Vorteilen zählen:
- Motivation der Mitarbeitenden
- Leistungsorientierung
- Mitarbeiterbindung
- Arbeitgeber und Mitarbeiter haben dieselben Ziele
Es liegt auf der Hand, dass durch eine variable Vergütung Ihre Motivation und die explizite Leistungsorientierung steigen. Zudem lässt sich diese zusätzliche Entlohnung gut an die jeweilige Unternehmenssituation anpassen. Auch eine engere Mitarbeiterbindung kann sich aus einer variablen Vergütung ergeben. Ein anderer Aspekt ist, dass Unternehmensziele und Mitarbeiterziele auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden.
Zu den Nachteilen einer variablen Vergütung gehören:
- Zielkonflikte
- fehlende Planbarkeit
- Demotivation und Frustration bei Nichterreichen von Zielen
- Einführungs- und Verwaltungskosten
- Manipulationsrisiko
Nachteilig wirken sich mögliche Zielkonflikte zwischen Ihren persönlichen Ambitionen und höheren Unternehmenszielen bzw. dem Arbeitgeber aus. Überdies sind Boni und Prämien nicht immer planbar und können in ihrer Höhe schwanken. Werden Unternehmensziele nicht erreicht, kann das unter Umständen Frustration hervorrufen oder Mitarbeiter demotivieren. Die anfängliche Motivation durch die Bonuszahlung wandelt sich dann in eine ernstzunehmende Belastung um, welche den Erfolg der Mitarbeiter oder sogar das ganzen Unternehmens sabotiert. Die Einführung ist ferner mit Kosten verbunden und erfordert einen gewissen Verwaltungsaufwand. Nicht zuletzt besteht das Risiko der Manipulation durch einzelne Mitarbeiter, die versuchen, ihre eigenen Leistungen zu beschönigen, um eine höhere Vergütung zu bekommen oder sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen.
Herausforderungen beim Arbeitgeber
Die Implementierung von variablen Boni und Prämien kann eine Herausforderung darstellen, da Leistungsdruck und Stress als Begleiterscheinungen bei den Angestellten auftreten können. Die Zielvorgaben müssen stets transparent und fair für alle Mitarbeiter sein, um Ungleichbehandlung und Neid vorzubeugen. Ferner besteht die Gefahr, dass kurzfristige Ziele in den Fokus rücken, langfristige Zielsetzungen dagegen Vernachlässigung erfahren. Unter Umständen kommt es zur Frustration und Demotivation in der Belegschaft. Manipulation und Missbrauch dürfen nicht eintreten.
Wer profitiert von variablen Vergütungsmodellen und Sonderzahlungen?
Prinzipiell kann von variablen Vergütungssystemen jeder im Unternehmen profitieren, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer. Das betreffende Unternehmen verspricht sich Kostensenkungen, Qualitätssteigerungen und einer Optimierung der Zusammenarbeit. Arbeitgeber gewinnen durch ein solches Vergütungsmodell auch an Attraktivität für leistungswillige Bewerber.
Die meisten positiven Effekte bringt die Beteiligung am Unternehmenserfolg mit sich. Kleine Betriebe profitieren weniger von dieser Form der Vergütung, da sie sich diese Boni und Sonderzahlungen oft nicht leisten können. Wo sich Leistung gut messen lässt, sind derlei Zusatzzahlungen besonders üblich. Branchen wie die Banken- und Versicherungswirtschaft, der Immobiliensektor, IT und beratende Dienstleistungen stechen in hohem Maße heraus.
Wenn Sie als Arbeitnehmer ein flexibles Gehalt und Boni in angemessener Höhe aushandeln wollen, müssen Sie vorab überlegen, wie die Leistungen messbar gemacht werden sollen. Alle Regelungen zur zusätzlichen Vergütung sollten in jedem Fall schriftlich vorliegen. Dies beugt Missverständnissen vor und vereinfacht eine faire Entlohnung.
Wie funktioniert eine variable Vergütung?
Zunächst einmal ist die variable Vergütung zusätzlich zum Fixgehalt fast immer leistungsabhängig. Sie gilt als wichtiges Instrument der modernen Personalführung, das vom Arbeitgeber sorgfältig geplant und umgesetzt werden muss. Ist dies nicht der Fall, setzt der Betrieb möglicherweise falsche Anreize. Ob ein variabler Bonus zur Anwendung kommt oder nicht, hängt vor allem von den Führungskräften ab. Denn sie setzen die Anreize zur Leistungs- und Motivationssteigerung der Arbeiterschaft. Eine zusätzliche Vergütung zum Fixgehalt fördert das Erreichen der Unternehmensziele und die Mitarbeitermotivation in vielen Fällen.
Zu Beginn steht eine Zielvereinbarung, deren Erreichen über die Auszahlung der zusätzlichen Vergütung entscheidet. Wichtige Leistungsindikatoren sind unter anderem Umsatz, Gewinn und Kundenzufriedenheit in Ihrem Unternehmen. In der Regel unterliegen variable Vergütungsbestandteile der Einkommenssteuer, sind also steuerpflichtig.
Auf welche Weise können Sie selbst die positiven Effekte einer variablen Vergütung für sich nutzen?
Für Sie selbst bedeutet ein Bonus womöglich, individuelle Ziele an die Unternehmensziele zu koppeln. Ihre persönliche Leistungsbereitschaft spielt hierbei eine maßgebliche Rolle. Sie bringen sich mit großer Motivation in die Unternehmensprozesse ein und können durch Ihren Anteil Ihr Einkommen steigern. Eine stärkere Identifikation mit dem Unternehmen bringt ein starkes Gefühl der Verbundenheit und Motivation mit sich. Es hängt jedoch immer ein Stück weit von Ihrer Persönlichkeit ab, ob diese Faktoren so tatsächlich zutreffen.
Fazit
Eine variable Vergütung kann als Anreiz dienen, Ihre Motivation zu erhöhen, dennoch geschieht häufig das Gegenteil und die Motivation wird zur Belastung. Demnach braucht es eine gut durchdachte Vergütungsstrategie, damit alle Mitarbeitende motiviert bleiben und am Ende nicht unter zu hoch gesteckten Unternehmenszielen leiden.