Sprachkenntnisse im Lebenslauf: Richtig einschätzen & angeben

Fremdsprachenkenntnisse sind heute im Beruf wichtiger als je zuvor. Auch wenn Sie nicht im Ausland arbeiten wollen, sind Sprachkenntnisse in vielen Bereichen relevant. Wer mit Kunden und Auftraggebern aus dem Ausland zusammenarbeitet, benötigt sie ebenso wie jemand, der mit ausländischen Waren handelt. In der Tourismusbranche und der Gastronomie sind Sprachenkenntnisse praktisch nicht wegzudenken. Bei der Informationsrecherche im Internet kommt man mit Kenntnissen von zusätzlichen Sprachen viel weiter als mit der eigenen Muttersprache. Auch wenn Sie in Ihrem Betrieb mit Geräten und Maschinen aus dem Ausland zu tun haben, können Ihnen gute Sprachenkenntnisse bei der Lösung von technischen Problemen von Vorteil sein. Darum sollten Sie Ihre Sprachkenntnisse immer auch bei einer Bewerbung im Lebenslauf angeben.

So geben Sie Sprachkenntnisse im Lebenslauf richtig an

In der Regel enthält eine gute und aussagekräftige Bewerbung immer auch Angaben zu den Sprachkenntnissen, die Sie üblicherweise im Lebenslauf unterbringen. Hier geben Sie Ihre Fremdsprachenkenntnisse ganz zuletzt an. Zu Beginn des Lebenslaufs möchte sich ein potenzieller Arbeitgeber zuerst über Ihren beruflichen Werdegang, Ihren Ausbildungsgrad und Ihre sonstigen Qualifikationen informieren. Auf die Sprachkenntnisse wird er daher erst am Ende schauen.

Bei vielen Bewerbungen werden die Fremdsprachen ohnehin nur pro forma angegeben, da sie für den jeweiligen Beruf vorausgesetzt werden müssen. Wer sich als Englischlehrer bewirbt, der wird selbstverständlich auch die englische Sprache beherrschen. Dennoch gehören auch dann die Sprachkenntnisse im Lebenslauf dokumentiert, wie trivial Ihnen das auch erscheinen mag.

Wie schätzen Sie Ihre Sprachkenntnisse im Lebenslauf richtig ein?

Im Lebenslauf sollten Sie Ihre Sprachkenntnisse nicht lediglich angeben, sondern auch Aussagen zum Sprachniveau, also Ihrer Fähigkeit der jeweiligen Sprachverwendung machen. Viele Bewerbende sind hierbei leider viel zu bescheiden, während einige auch die eigenen Fähigkeiten überschätzen. Ersteres kann jedoch dazu führen, dass Ihre Bewerbung frühzeitig aussortiert wird und Sie gar nicht erst zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden. Eine allzu selbstbewusste Einschätzung im Lebenslauf kann dagegen bei der persönlichen Vorstellung zu unangenehmen Überraschungen führen. Vor allem dort, wo die Sprachkenntnisse essenziell für die Berufsausübung sind, wird Ihnen ein potenzieller Arbeitgeber kritisch auf den Zahn fühlen und zum Beispiel das Vorstellungsgespräch komplett auf Englisch führen wollen.

So listen Sie Ihre Sprachkenntnisse im Lebenslauf auf

Um eine grobe Aussage über die eigenen Sprachkenntnisse im Lebenslauf zu treffen, genügt es bei den meisten Bewerbungen, wenn Sie Ihre Kenntnisse in Kategorien einordnen.

Beginnen Sie mit Ihrer Muttersprache

Die höchste Kategorie der Sprachkenntnisse stellt dabei das Niveau der Muttersprache dar. Wenn Sie diesen Artikel lesen, dann wird Ihre Muttersprache in den meisten Fällen „Deutsch“ sein. Es gibt allerdings auch Menschen, die zweisprachig aufgewachsen sind. Geben Sie in diesen Fällen beide Sprachen als gleichwertige Muttersprache im Lebenslauf an und fügen Sie den Hinweis „zweisprachig“ bzw. „bilingual“ hinzu. Sollten Sie eine der Sprachen eindeutig präferieren und darin signifikant besser sein als in der anderen, können Sie auch eine Abstufung als erste und zweite Muttersprache vornehmen.

Einstufungen der Sprachkenntnisse im Lebenslauf vornehmen

Nach der eigentlichen Muttersprache folgen im Lebenslauf unmittelbar die Fremdsprachen.
Beginnen Sie hier mit der Fremdsprache, die Sie am besten beherrschen, und ordnen Sie in der Folge alle weiteren Sprachkenntnisse hierarchisch nach dem Sprachniveau ein. Sprachen, die Sie nur in Grundkenntnissen beherrschen, kommen ganz unten auf die Liste. Geben Sie auch in den jeweiligen Fremdsprachen Ihren Erfahrungsgrad in der Sprachverwendung unmittelbar in Klammern folgend an. Zur Einschätzung des Sprachniveaus und der Kenntnisse haben sich verschiedene Kategorien bewährt.

Verhandlungssicher

Die Kategorie „verhandlungssicher“ ist das höchste Fremdsprachenniveau und liegt nicht weit vom muttersprachlichen Niveau entfernt. Verhandlungssichere Sprachkenntnisse bedeuten, dass Sie in dieser Sprache ohne Verzögerungen eine Verhandlung führen und beispielsweise einen Vertrag aushandeln können. Geben Sie verhandlungssichere Sprachkenntnisse im Lebenslauf an, dann benötigten Sie auch keine Hilfsmittel, wie den Blick ins Wörterbuch.

Fließend

Das Sprachniveau „fließend“ liegt nur unwesentlich unter dem Niveau „verhandlungssicher“. Auf diesem Niveau können Sie sich problemlos mit anderen Personen über Alltagsthemen unterhalten, wie zum Beispiel Tagespolitik, Lebensplanungen oder den letzten Urlaub, ohne dass es zu Verständnisproblemen kommt. Mit fließenden Sprachkenntnissen können Sie darüber hinaus auch anspruchsvolle Gespräche in Ihrem eigenen Fachgebiet führen. Sie können einen gelesenen Text nahezu vollständig und in allen Details erfassen und selbst einen Brief oder eine E-Mail schreiben, ohne dabei das Wörterbuch benutzen zu müssen.

Konversationssicher

Auf diesem Sprachniveau sind Sie in der Lage, eine Unterhaltung zu führen, auch wenn es vielleicht noch ein wenig holprig klingt und Sie sich mit einem einfachen Vokabular und einer begrenzten Grammatik begnügen müssen. Sie können mit konversationssicheren Sprachkenntnissen außerdem einem Vortrag folgen oder einen Text lesen und dabei das Wesentliche erfassen, auch wenn Sie längst nicht alles verstehen. Natürlich sind Ihre Kenntnisse der Sprache auf diesem Niveau noch nicht fehlerfrei und Sie haben bei der schriftlichen Sprachverwendung noch Schwächen.

Grundkenntnisse

Wie die Bezeichnung „Grundkenntnisse“ erahnen lässt, beherrschen Sie auf diesem Niveau die grundlegenden Kenntnisse einer Sprache. Sie können also „Guten Tag!“ und „Auf Wiedersehen!“ sagen, einfache Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken oder sich mit simplen Fragen nach etwas erkundigen, auch wenn Sie vielleicht zur Kommunikation noch Hände und Füße brauchen. Auf diesem Sprachniveau sind Sie in der Lage, ein Hotelzimmer zu buchen oder im Restaurant ein Essen zu bestellen. Für einen einfachen Job in der Gastronomie können diese Sprachkenntnisse schon völlig ausreichen.

Beispiel für Sprachkenntnisse im Lebenslauf

  • Deutsch (Muttersprache)
  • Englisch (verhandlungssicher)
  • Französisch (fließend)
  • Italienisch (konversationssicher)
  • Spanisch (Grundkenntnisse)

Sprachniveau nach Europäischem Referenzrahmen und anderen Sprachzertifikaten

Während Aussagen wie „Grundkenntnisse“ oder „verhandlungssicher“ stets subjektiv sind und im Ermessen des Betrachters liegen, besitzt ein Sprachtest eine viel objektivere Aussagekraft. Zur verlässlichen Bewertung von Fremdsprachenkenntnissen wurden hierzu verschiedene Sprachzertifikate geschaffen. Ein weit verbreitetes Modell ist der sogenannte Gemeinsame Europäische Referenzrahmen. Der Referenzrahmen wird seit 2001 an Schulen und Universitäten verwendet. Der Referenzrahmen differenziert Sprachkenntnisse in drei Level (ABC) mit jeweils zwei Unterstufen (1 und 2). A1 ist das Anfängerniveau, während C2 annähernd dem Muttersprachenniveau entspricht.

Ebenfalls beliebt ist der TOEFL (Test of English as a Foreign Language). Für Französisch und Spanisch gibt es die Zertifikate DELF/DELE und TELC. Mit der Verwendung des Europäischen Referenzrahmens oder einem anderen Zertifikat können Sie Ihre Sprachkenntnisse transparent und nachvollziehbar im Lebenslauf angeben.

Besonderheiten bei alten Sprachen im Lebenslauf

Auch wenn sie im heutigen Berufsleben oft keine Rolle mehr spielen, besitzen viele Menschen auch Kenntnisse alter Sprachen, wie Latein, Altgriechisch oder alttestamentarisches Hebräisch. Bei diesen Sprachen geben ebenfalls Zertifikate eine eindeutige Auskunft über die Qualifikation. Diese sind das Latinum (Latein), das Graecum (Altgriechisch) und das Hebraicum (Hebräisch). Beim Latinum kann je nach Erfahrungsgrad noch zwischen dem kleinen und dem großen Latinum unterschieden werden, auch wenn diese Differenzierung in der Sprachkenntnis heute in vielen Bundesländern als obsolet betrachtet wird. Diese Sprachkenntnisse sind zwar praktisch nur für Historiker, Sprachlehrer und Theologen relevant, doch sollten Sie diese bei Vorhandensein immer im Lebenslauf angeben, da das Erlernen alter Sprachen auch ein Zeugnis von Disziplin und geistiger Bildung ist.