Akkordarbeit: Was ist das und was ist beim Lohn zu beachten?
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Akkordarbeit begegnet Ihnen in der Arbeitswelt oft dort, wo im wahrsten Sinne des Wortes am Fließband produziert wird. Die Mitarbeiter bestimmen ihren Akkordlohn dort in einem gewissen Umfang selbst, denn der hängt hauptsächlich von der Arbeitsmenge ab. Man könnte auch sagen: „Viel bringt viel“. Doch wie funktioniert das genau und wie wird Akkordarbeit bezahlt?
Arbeiten im Akkord: Was ist das überhaupt?
Unternehmen setzen immer dann gerne auf Akkordarbeit, wenn sie in kurzer Zeit besonders viele Produkte produzieren wollen. Die Entlohnung für die Arbeitnehmer orientiert sich in diesem Fall nicht an der Arbeitszeit, sondern an der individuellen Leistung beziehungsweise der produzierten Stückzahl. Das heißt, Sie als Mitarbeiter beschleunigen Ihr Arbeitstempo, um einen höheren Akkordlohn zu erzielen, während umgekehrt das Unternehmen durch die höheren Stückzahlen an Produktivität gewinnt und seine Umsätze steigern kann. Oft ist dies tatsächlich für beide Seiten eine Win-win-Situation.
So bezahlt der Arbeitgeber die Akkordarbeit beim Geldakkord
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Vergütung zwischen zwei Modellen: dem Geldakkord und dem Zeitakkord. Der Geldakkord ist heute selten geworden und kommt nur noch in wenigen Unternehmen zur Anwendung. Er richtet sich vollständig nach der produzierten Menge (Stück). Um die Berechnung zu erläutern, müssen wir zunächst einige Fachbegriffe erklären:
- Die Normalleistung steht dafür, wie viele Stücke Sie „normalerweise“ in einer Stunde schaffen sollen.
- Der Akkordrichtsatz beschreibt den Stundenlohn, den man bei Normalleistung verdient.
- Die tatsächliche Stückzahl sagt aus, wie viele Stücke Sie wirklich geschafft haben.
Daraus ergibt sich für den Geldakkord folgende Berechnungsformel:
Geldakkordlohn = (Akkordrichtsatz ÷ Normalleistung) x tatsächliche Stückzahl
Beispiel: Der Akkordrichtsatz liegt bei 20 Euro und die Normalleistung bei zehn Stück pro Stunde. Sie haben aber zwölf Stück geschafft. Berechnung: (20 ÷ 10) x 12 = 24 Euro. Ihr Akkordzuschlag würde somit vier Euro betragen.
Gut zu wissen: Schaffen Sie keinen Akkordzuschlag, sondern sogar weniger als die Normalleistung, muss Ihnen Ihr Arbeitgeber dennoch den gesetzlichen oder tariflichen Mindestlohn zahlen.
Der Lohn bei Zeitakkord
Dem Zeitakkord liegt eine andere Berechnung zugrunde und Sie werden ihn in der Praxis auch deutlich häufiger antreffen. Hier geht es primär darum, wie viel Zeit Sie für ein Stück benötigen dürfen. Man nennt sie Vorgabezeit. Der sogenannte Minutenfaktor gibt dagegen an, wie viel eine Minute Arbeit wert ist. Dafür teilt man den Akkordrichtsatz durch 60 (Beispiel: 20 Euro durch 60 = 0,333 Euro pro Minute).
Die Formel für den Zeitakkord lautet:
Tatsächliche Stückzahl × Vorgabezeit je Stück x Minutenfaktor.
Beispiel: Würde die Vorgabezeit sechs Minuten pro Stück betragen und Sie haben zwölf Stück geschafft, rechnet man für den Zeitakkord 12 × 6 × 0,333 = 24 Euro. Auch bei dieser Akkordarbeit haben Sie Anspruch auf den Mindestlohn: selbst dann, wenn Sie kein einziges Stück fertiggestellt haben.
Zur Vervollständigung möchten wir an dieser Stelle noch zwei weitere Begriffe erklären: den Einzelakkord und den Gruppenakkord.
- Einzelakkord: Für jeden einzelnen Mitarbeiter definiert der Arbeitgeber eine individuelle Normalleistung. Diese hängt von der jeweiligen Leistungsfähigkeit ab. Oder anders ausgedrückt: Nur Ihre eigene Leistung entscheidet über Ihren Akkordlohn.
- Gruppenakkord: Berücksichtigt wird die durchschnittliche Leistung des gesamten Teams, die individuelle Leistung einer einzelnen Person spielt keine Rolle.
Diese Voraussetzungen müssen für Akkordarbeit erfüllt sein
Arbeitgeber können die Akkordarbeit nicht nach Belieben und willkürlich in ihren Unternehmen einführen. Der Betriebsrat muss in jedem Fall seine Zustimmung geben. Außerdem steht die Gesundheit der Mitarbeiter stets im Vordergrund. Die Einhaltung von erforderlichen Schutzmaßnahmen hat daher oberste Priorität.
Gut zu wissen: Es darf auch nicht jeder Arbeitnehmer im Akkord arbeiten. Jugendliche sind gemäß Jugendarbeitsschutzgesetz beispielsweise ausgeschlossen. Eine Ausnahme gilt für Jugendliche nur dann, wenn sie in dem Bereich bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben oder die entsprechenden Tätigkeiten zum Erreichen des Ausbildungsziels unbedingt erforderlich sind. Laut Paragraf 11 des Mutterschutzgesetzes ist Akkordarbeit auch für Schwangere verboten. So soll nicht nur die werdende Mutter selbst geschützt werden, sondern auch ihr ungeborenes Kind.
Darüber hinaus eignet sich Akkordarbeit natürlich nicht für jedes Unternehmen und jede Branche. Sie ist immer dann eine sinnvolle Option, wenn die Arbeitsabläufe stets gleich sind. Ein typisches Beispiel wäre die klassische Produktionsstätte in einem Industriebetrieb. Aber auch in anderen Bereichen ist Akkordarbeit durchaus denkbar. Zum Beispiel:
- Dienstleistungssektor (Call-Center-Agenten erhalten ihren Akkordlohn oft nach der Anzahl der Telefonate.)
- Logistik und Transport (Paketboten werden teilweise nach der Zahl der ausgelieferten Pakete bezahlt.)
- Landwirtschaft und Saisonhelfer (Die Vergütung von Tätigkeiten wie Spargelstechen, Weinlese und Obsternte erfolgt häufig nach der geernteten Menge.)
Für Berufe und Tätigkeiten ohne wiederkehrende Arbeitsabläufe eignet sich Akkordarbeit dagegen nicht, da die Produktivität kaum gemessen werden kann und andere Aspekte (etwa die Qualität) im Fokus stehen.
Die Vor- und Nachteile von Akkordarbeit
Für die Mitarbeiter kann Akkordarbeit durchaus eine Motivation sein, sich mehr zu engagieren. Wer fleißiger oder schneller ist, erhält mehr Lohn. Das gilt aber natürlich nur, wenn der Grundlohn stimmt und die Vorgaben für die Arbeitsleistung realistisch und umsetzbar sind. Außerdem wissen Sie als Arbeitnehmer immer genau, welche Leistung von Ihnen erwartet wird, damit Sie einen bestimmten Akkordlohn bekommen. Das schafft Sicherheit und Planbarkeit. Für viele Arbeitnehmer ist Akkordarbeit darum auch besonders fair und leistungsgerecht.
Dennoch ist die Arbeit im Akkord auch mit Nachteilen verbunden. Sie führt oft zu einem hohen Leistungsdruck und starkem Stress. Mitarbeiter fühlen sich dem ständigen Druck ausgesetzt, mehr und schneller zu arbeiten. Das belastet und kann früher oder später zu enormer Erschöpfung oder Überarbeitung führen. Gegner kritisieren zudem, dass das permanente Arbeiten in Eile die Gefahr von Fehlern oder gar Unfällen erhöhen kann, denn wer sich dauernd beeilt, wird mit der Zeit nachlässig und arbeitet nicht mehr so präzise. Da jeder nur auf sich und das Arbeitstempo achtet, kommt auch die Teamarbeit zu kurz. Die Mitarbeiter haben schlichtweg keine Zeit, den Kontakt zu Kollegen zu pflegen. Einige verzichten sogar auf Pausen oder verkürzen sie, um eine höhere Stückzahl zu schaffen.
Falls Sie auf eine Stellenausschreibung mit Akkordarbeit stoßen, dann setzen Sie sich sorgfältig mit dem Thema auseinander und achten Sie dabei unbedingt auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohlergehen. In jedem Fall sollten Sie Wert auf geregelte Arbeitszeiten und fairen Lohn legen, wenn Sie gerade auch der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung sind. Bei uns auf sz-jobs.de finden Sie eine große Auswahl an Stellenanzeigen, die zu Ihnen passen. Ob Akkordarbeit oder klassisches Modell – Ihr neuer Traumjob wartet schon auf Sie!