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Im zweiten Anlauf zum Traumberuf

Manchmal braucht es eine zweite Chance. Emily Albrecht bekam die von der Hoyerswerdaer Zahnärztin Dr. Sybille Liebmann. Foto: Arbeitsagentur

Emily Albrecht musste ihre erste Lehre abbrechen. Dank Unterstützung fand sie einen neuen Weg. Hilfe für Azubis gibt es aber auch bei weniger drastischen Problemen in der Ausbildung.

Ein neuer Lebensabschnitt ist meistens mit hohen Erwartungen verbunden. So ist es auch bei der Ausbildung. Und so war es auch bei Emily Albrecht. Aber was, wenn dort schon von Anfang an etwas nicht rund läuft? Kann man das erste Lehrjahr wiederholen, wenn der Start in die Lehrzeit eher holprig verlief? Wie ist das, wenn sich die tatsächliche Arbeitszeit von der im Vertrag festgeschriebenen unterscheidet? Und was, wenn sich der vermeintliche Traumjob schlicht als Alptraum entpuppt? So war es bei Emily. „In meiner Ausbildung zur Hotelfachangestellten merkte ich schnell, dass dieser Beruf nicht der richtige ist. Ich hatte mir das anders vorgestellt und fühlte mich überfordert. Ich musste die Notbremse ziehen und die Ausbildung abbrechen, um gesundheitliche Probleme zu verhindern“, berichtet die junge Frau aus der Lausitz.

In solchen, aber auch in weniger drastischen Fällen, gibt es mehrere Möglichkeiten zur Unterstützung. Etwa bei der Arbeitsagentur oder bei Dr. Azubi. Hinter Letzterem steckt ein Beratungsangebot der DGB-Jugend. Wie der Name nahelegt, richtet sich die Offerte speziell an Auszubildende. Jetzt, kurz nach Beginn des neuen Lehrjahres, ist das Interesse besonders groß. Themen sind zum Beispiel bei der Finanzierung der Ausbildung, Ärger mit Vorgesetzten oder Kollegen oder möglichen Förderungen. Wenn der neue Lebensabschnitt mit dem Umzug in die erste eigene Wohnung verbunden ist, können schnell Geldsorgen auftauchen. Auch hier kann Dr. Azubi aufklären und zum Beispiel über die Möglichkeiten der Berufsausbildungsbeihilfe informieren.

Die Agentur für Arbeit setzt ebenfalls auf Informationen und konkrete Angebote, etwa das der Assistierten Ausbildung (AsA flex). Hier bekommen Auszubildende individuell angepassten Förderunterricht und Unterstützung bei persönlichen Problemen. Darüber hinaus wird den Ausbildungsbetrieben Hilfe bei der Organisation der Ausbildung angeboten.

Im Praktikum erste Erfahrungen sammeln

Manchmal führt am Abbruch der Ausbildung trotzdem kein Weg vorbei. So wie bei Emily Albrecht. In der Arbeitsagentur Hoyerswerda half ihr zunächst die Berufsberatung weiter, denn die junge Frau wollte auf jeden Fall einen Beruf erlernen – sich dieses Mal aber besser vorbereiten. „Wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte, hätte ich im Hotelwesen ein Praktikum gemacht und mich mehr informiert, um sicherzugehen, dass ich den richtigen Weg einschlage“, so Emily. Eine Idee für einen alternativen Berufsweg hatte sie da schon. Aber würde die avisierte Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten zu ihren Interessen, Stärken und Vorstellungen passen?  Zudem galt es, die Zeit bis zum Beginn einer neuen Ausbildung sinnvoll zu nutzen. Die Lösung in diesem Fall: Eine Einstiegsqualifizierung bei der Zahnarztpraxis Dr. Sibylle Liebmann in Hoyerswerda. Dahinter steckt ein mehrmonatiges Praktikum zur beruflichen Orientierung und Berufsvorbereitung. „Emily arbeitete während der Einstiegsqualifizierung in meiner Praxis und besuchte die Berufsschule. Für sie war es eine wunderbare Chance, sich mit der Berufswahl vielfältig auseinanderzusetzen und sich selbst zu reflektieren – ganz ohne Druck“, so Sybille Liebmann, die der jungen Frau gern die Chance auf einen Neustart eingeräumt hatte. Der erste positive Eindruck habe sich dabei bestätigt. „Auch die Unterstützung der Arbeitsagentur war für uns sehr hilfreich und auch die Zusammenarbeit mit der Berufsschule in Görlitz hat sehr gut funktioniert“, so die Einschätzung der Zahnärztin. Emilys zweitem Ausbildungsbeginn stand somit nichts mehr im Wege.

Beratungen und Ausbildungsmessen nutzen

Wer direkt den passenden Berufsweg einschlagen will, sollte möglichst schon während der Schulzeit Informationen und praktische Erfahrungen sammeln.   „Ich empfehle, frühzeitig mit der Berufswahl zu beginnen, spätestens mit Beginn des vorletzten Schuljahres. Dabei sollte man immer die Stärken, Talente und Interessen im Blick behalten. Mit dem Onlinetest Check-U kann man passende Berufsrichtungen herausfinden. Die Berufsberatung hilft, sich im Dschungel der Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten zu orientieren, doch Gespräche alleine können Praktika nicht ersetzen. Es ist unerlässlich, sich immer wieder auszuprobieren und zu checken, welcher Wunschberuf tatsächlich den Vorstellungen sowie dem Können entspricht“, so Marion Richter, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bautzen.

Neben den klassischen Berufsberatungen durch die Arbeitsagentur bieten hier auch Tage der offenen Tür in Unternehmen und Ausbildungsmessen gute Chancen. Ein Beispiel ist die Initiative „Schau rein“, bei der jährlich Tausende Betriebe und öffentliche Einrichtungen sachsenweit junge Leute zur Berufsorientierung einladen.

von Annett Kschieschan

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