Die Quote als Chance
Per Quote in die Führungsetage? Das ist nicht unumstritten. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass die freiwillige Frauenquote durchaus erfolgreich sein kann – und Vorbildwirkung schafft. Foto: Adobestock
Sie sind nicht unumstritten, stärken aber nachweislich die Gleichstellung – eine Analyse zeigt, warum freiwilligen Frauenquoten Unternehmen und Belegschaft gleichermaßen nützen.
Von Annett Kschieschan
Sollten Mann und Frau gleichermaßen zum Haushaltseinkommen beitragen? Leiden Kinder unter der Berufstätigkeit ihrer Mütter? Wäre es besser, wenn in einer festen Beziehung nur der Mann erwerbstätig ist? Fragen, die auf den ersten Blick wenig zeitgemäß erscheinen. Die Antworten darauf sind indes durchaus relevant, wenn es um das Thema Gleichstellung im Arbeitsleben geht. Genau damit haben sich zwei Wissenschaftlerinnen der Universität Bielefeld und des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) beschäftigt. Ihre Analyse basiert auf den Befragungsdaten von 2.445 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus 82 Großbetrieben.
Sie waren gefragt worden, wie sie zu geschlechtsspezifischen Aspekten der Arbeitswelt stehen. Zum Beispiel eben zu der Frage des gemeinsam erarbeiteten Haushaltseinkommens. Ein Ergebnis: In Unternehmen mit freiwilligen Frauenquoten sind die Beschäftigten egalitärer eingestellt. Für viele ist es selbstverständlich, dass Frauen berufstätig sind. Die Aussage, dass der Mann das gemeinsame Einkommen allein erwirtschaften sollte, findet hier deutlich weniger Anklang als in Betrieben ohne Quote.
Vorbildwirkung für andere Frauen – und Männer
„Zahlreiche statistische Robustheitsanalysen sowie konsistente Befunde über verschiedene Modellvarianten hinweg sprechen dafür, dass der beobachtete Zusammenhang nicht zufällig ist“, so Eileen Peters vom WSI. Vieles deute darauf hin, dass die Quoten zur Herausbildung egalitärer Einstellungen beitragen können. Zum einen, weil Frauen sich dadurch auch Führungspositionen eher zutrauen, zum anderen, weil sie in einem entsprechenden Job wiederrum eine Vorbildrolle für andere Kolleginnen einnehmen. „Mit freiwilligen Frauenquoten machen Betriebe deutlich: Frauen sollen in Führung – und zwar jetzt. Das verändert die Kultur im Unternehmen und setzt ein starkes Zeichen für Gleichstellung“, so das Fazit zur Analyse.
In Zeiten des Fachkräftemangels bekommt das Thema weitere Brisanz. Viele Unternehmen können es sich schlicht nicht leisten, auf kompetente, gut ausgebildete Frauen zu verzichten. Das wiederum hilft dabei, den Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Männer und Frauen, weiter zu verkleinern.