Frauen in Führungspositionen: Diese Maßnahmen wirken nachhaltig
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Führungspositionen in Unternehmen waren in der Vergangenheit traditionell männlich besetzt. Mit der Einführung der Frauenquote hat sich das aber geändert: Die Regelung schreibt vor, dass ein gewisser Anteil der Positionen in den Chefetagen von weiblichen Arbeitskräften besetzt werden muss. Auf diese Weise soll die Gleichheit im Unternehmen gefördert werden. Eine im Gesetz festgelegte Frauenquote für die Führungsetagen gibt es seit dem Jahr 2015 – aber die praktische Umsetzung ist mancherorts eine Herausforderung. Welche Gründe gibt es eigentlich für Schwierigkeiten beim Besetzen von leitenden Positionen mit Frauen, und was können Sie als Arbeitgeber tun, um diese Unterrepräsentanz zu ändern?
Was genau ist eine Frauenquote und warum gibt es sie eigentlich?
Wenn Sie sich einmal vor allem größere Unternehmen in der Vergangenheit ansehen, fällt Ihnen sicherlich eines auf: Nahezu alle leitenden Positionen in Unternehmen waren von männlichen Führungskräften besetzt. Mit Fortschreiten der Frauenrechte wuchs auch der Wunsch nach mehr Gleichheit in der Führungsebene. Daraus entstand die Frauenquote, die gewährleisten soll, dass ein bestimmter Prozentsatz in der Unternehmensleitung weiblich ist.
Der Gesetzgeber sieht vor, dass in großen Unternehmen mindestens 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein müssen. Das betrifft in erster Linie die Aufsichtsräte, aber seit dem Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) aus dem Jahr 2021 auch den Vorstand: Sobald ein Vorstand aus mehr als drei Personen besteht, muss mindestens eine davon eine Frau sein.
Sinn und Zweck des Frauenanteils sind eine verstärkte Gleichheit am Arbeitsplatz, und das insbesondere auch in leitenden Positionen. Denn dort gab und gibt es nach wie vor Unausgewogenheiten. Und auch wenn die Anzahl der erwerbstätigen Frauen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, bleiben Führungspositionen nach wie vor deutlich dahinter zurück und weisen eine starke Unterrepräsentanz auf.
Diese Schwierigkeiten gibt es beim Umsetzen der Frauenquote
In früheren Zeiten war die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern klar geregelt: Der Mann ging arbeiten und ernährte damit die Familie, während sich die Frau daheim um die Kinder kümmerte. Mittlerweile gehören aber auch viele Frauen zu den Erwerbstätigen in Deutschland, und damit treten teilweise Probleme vor allem organisatorischer Art auf. Sind beide Elternteile berufstätig, stellt sich die Frage nach einer angemessenen Kinderbetreuung.
In vielen Unternehmen bestehen nach wie vor Vorurteile gegenüber Frauen, insbesondere bei der Besetzung von Führungspositionen. Häufig werden Männer bevorzugt, wenn es etwa um typische „Männerberufe“, aber auch um leitende Stellen geht. Frauen als Führungskraft gelten teilweise noch immer als schwächer, weniger belastbar und als Risikofaktor wegen einer möglichen Schwangerschaft. Auch wenn diese Faktoren rechtlich nicht als Gründe gegen eine Einstellung oder Beförderung gelten, bedeutet das nicht, dass sie nicht doch inoffiziell eine Rolle spielen, wenn eine neue Führungskraft im Unternehmen gesucht wird.
Warum sind mehr Frauen in Führungspositionen für Unternehmen von Vorteil?
Studien zeigen, dass andere Länder hier zum Teil deutlich weiter sind, wenn es um Frauen in Führungspositionen geht. In Frankreich etwa sind mittlerweile mehr als 45 Prozent Frauen in den Vorständen; in Lettland werden ebenfalls über 45 Prozent weibliche Mitarbeiter in der Geschäftsführung oder einer allgemeinen Führungsposition beschäftigt. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik Deutschland liegt der Anteil der Frauen in Führungspositionen bei nur 29 Prozent.
Dabei kann es durchaus von Vorteil sein, mehr verantwortungsvolle Positionen mit Frauen zu besetzen. Eine Studie zeigt zum Beispiel, dass weibliche Vorgesetzte häufig über allgemein bessere Führungsqualitäten verfügen. Sie können in einer Führungsposition offener und klarer kommunizieren, verfügen im Aufsichtsrat über mehr Empathie und sind in der Lage, sich besser in ihre Angestellten hineinzuversetzen. Zudem sind Frauen oftmals schneller bereit, sich mit anderen zu vernetzen und gegenseitige Unterstützung zu bieten, während Männer sich damit in der Arbeitswelt und vor allem als Führungskraft in vielen Fällen schwertun. Selbstverständlich sind geschlechtsspezifische Verallgemeinerungen im Beruf und vor allem in einer Führungsposition an dieser Stelle aber ein schwieriges Thema und dürfen nicht in Klischees ausarten – dennoch weisen viele Studien darauf hin, dass gemischte Teams erfolgreicher agieren.
Frauen in Führungspositionen stärken: Welche Maßnahmen können helfen?
Gleichstellung anstatt Unterrepräsentanz ist ein Konzept, das Vielfalt am Arbeitsplatz garantiert und dafür sorgen soll, dass es keine Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts gibt. In der Praxis gibt es in der Bundesrepublik aber noch Nachbesserungsbedarf, denn nach wie vor wird die Führung von Unternehmen häufig männlichen Personen überlassen. Damit die Frauenquote nicht nur formal erfüllt, sondern mit echten Führungspersönlichkeiten gelebt wird, braucht es effiziente Maßnahmen zur vereinfachten Integration.
Sinnvolle Maßnahmen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen über das aktuelle FüPoG hinaus sind also unter anderem:
- Verbesserung und Ausbau des Betreuungsangebots für Kinder
- Abbau von Vorurteilen und Stereotypen
- Mehr Sichtbarkeit von weiblichen Führungskräften in der Öffentlichkeit
- Gleiche Bezahlung unabhängig vom Geschlecht
Eine sinnvolle Maßnahme zur Gleichstellung sollte zum Beispiel eine passgenaue Kinderbetreuung und optimierte Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein: Nur wenn kleinere Kinder während der Arbeitszeiten angemessen betreut und versorgt werden, können auch berufstätige Frauen in Positionen in der Führung tätig sein.
Eine weitere potenzielle Maßnahme ist das Abbauen von Vorurteilen. Natürlich kann eine jahrzehntelange Prägung nicht über Nacht verändert werden. Es sollte aber Schritt für Schritt daran gearbeitet werden, Frauen nicht länger als zu emotional und zu wenig belastbar für die Führungsetage zu betrachten.
In diesem Zuge ist es auch sinnvoll, für mehr Sichtbarkeit zu sorgen. Weibliche Führungskräfte gehören in die Öffentlichkeit und müssen gesehen werden. So können Vorurteile abgebaut werden, und zugleich dienen sie jungen Frauen als Vorbilder, selbst Führungsverantwortung anzustreben.
Das bedeutet aber auch, dass die Gender-Pay-Gap endgültig der Vergangenheit angehören muss: Bis heute verdienen Frauen auch in einer Führungsposition oftmals weniger als eine vergleichbare männliche Führungskraft. Wird das Gehalt angeglichen, steigt für Frauen der Anreiz, die Unternehmensleitung mit fairer Bezahlung zu übernehmen, wodurch sich die aktuelle Unterrepräsentanz langfristig verringern kann.
Fazit: Frauen in Führungspositionen brauchen Förderung
Das Führungspositionen-Gesetz (FüPoG) ist bereits ein guter Ansatz, um die Vielfalt und die Position weiblicher Kräfte in der Geschäftsführung zu stärken. Die Frage, ob Deutschland überhaupt eine Frauenquote in Unternehmen benötigt, lässt sich aktuell eindeutig bejahen: Ohne Unterstützung im Bereich Gleichstellung bleiben Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten unterrepräsentiert. Es müssen in diesem Zusammenhang Strategien entwickelt und umgesetzt werden, die nachhaltig dazu beitragen, dass vermehrt auch weibliche Arbeitskräfte im Management in einer Führungsposition zum Einsatz kommen und Frauen nicht länger eine Ausnahme, sondern ein selbstverständlicher Teil moderner Unternehmensführung sind.