Studie zur Weiterbildung startet in Sachsen

Lebenslanges Lernen ist ein wichtiger Baustein für beruflichen Erfolg.

Ohne lebenslanges Lernen ist es heute nahezu unmöglich, beruflich Schritt zu halten. In Sachsen wird das Thema nun auch wissenschaftlich untersucht.

Lernt man in der Schule tatsächlich noch für die Zukunft? Schon seit Jahrzehnten wird weltweit über die Halbwertszeit von Wissen diskutiert. Nach einer These, die auf den Aussagen des internationalen Bildungsunternehmens Festo Didactics basiert, würde das aktuelle Schulwissen nach rund 20 Jahren nur noch etwa zur Hälfte gültig sein. Hochschulwissen und berufliche Kenntnisse verlieren demnach schon nach zehn Jahren mindestens die Hälfte ihrer ursprünglichen Relevanz. Empirisch lässt sich das nicht belegen. Dass vor allem der rasante Zuwachs an Entwicklung auch Einfluss auf die Bedeutung von erworbenem Wissen hat, dürfte aber unstrittig sein. In Sachsen will man sich dem Thema nun wissenschaftlich nähern – mit einer groß angelegten Umfrage zum Lernen im Erwachsenenalter. Die vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Auftrag gegebene Studie soll die Weiterbildungsbeteiligung von Personen zwischen 18 und 69 Jahren untersuchen. „Von der Studie erhoffen wir uns Erkenntnisse über das aktuelle Weiterbildungsverhalten in Sachsen und damit wichtige Ansatzpunkte für die weitere Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen“, so der sächsische Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig.

Wo gibt es Barrieren?

Bildung als Basis der Zukunftssicherung – davon profitieren nicht nur Leuchtturm-Marken wie Silicon Saxony oder Robot Valley Dresden. Bildung sei bei der Frage, wie Gesellschaft und Wirtschaft in Zukunft aussehen, ein besonders wichtiger Baustein, so Dulig. Deshalb werde dieser Bereich „mehr denn je“ gefördert. Mit der Studie will man nun herausfinden, wo Unterstützung besonders gebraucht wird und wo sie – zum Beispiel mit Blick auf das Multiplikatorenmodell – am effektivsten wirken kann. Im Fokus der Befragung soll deshalb unter anderem auch die Motivation für Fortbildungen stehen.

Der Freistaat beschäftigt sich nicht zum ersten Mal mit dem Thema. Bereits 2012 und 2016 gab es Studien zur Weiterbildung. Sie haben nach Aussage des Wirtschaftsministeriums gezeigt, „dass sich die Anstrengungen des Freistaates in diesem Bereich auszahlen“. Die Beteiligung an Weiterbildungen lag demnach bis zum Beginn der Corona-Pandemie „auf einem guten Niveau“. Gut jeder zweite Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren nahm seinerzeit innerhalb eines Jahres an einer oder mehreren Weiterbildungsaktivitäten teil. Gelernt wurde meistens natürlich aus beruflichen Gründen. In immerhin 13 Prozent der Fälle gaben aber auch private Interessen den Ausschlag dafür, sich noch einmal auf die Schulbank zu setzen.

Wie es heute aussieht, soll die neue Befragung zeigen. Sie bezieht alle Arten des Lernens im Erwachsenenalter ein – von regulären Weiterbildungen bis zum Learning by doing. Erfragt wird auch, welche Barrieren Bildungsplänen im Weg stehen und wie die Bedeutung und die Möglichkeiten von digitaler Weiterbildung eingeschätzt werden. Dazu wird das Unternehmen Kantar Public in den kommenden Monaten Interviews mit rund 1.500 Sächsinnen und Sachsen führen. Die Ergebnisse der Befragung sollen im Spätsommer 2023 vorliegen.

Die Länderzusatzstudie “Weiterbildung in Sachsen 2022“ ist eine Zusatzerhebung parallel zur Erhebung “Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2022“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die Teil einer europäisch verpflichtenden Erhebung ist.

Von Annett Kschieschan