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Wie weiter mit dem Minijob?

In der Gastronomie arbeiten viele Minijobber. Trägt das Modell auch für die Zukunft noch? Symbolfoto: Adobestock

Ein Vorstoß aus der CDU stellt das Modell des Minijobs auf den Prüfstand – das stößt auf Kritik, aber auch auf Zustimmung.

In der Gastronomie und in der Prospektverteilung, im Reinigungsservice und beim Babysitten – Minijobs sind in vielen Branchen längst Normalität. Das gilt in Dresden und Riesa ebenso wie in Hamburg und Wiesbaden. Nützen sie den Menschen und auch dem Arbeitsmarkt oder bremsen sie berufliche Karrieren eher aus? Ein Vorstoß aus der CDU hat das Thema bundesweit wieder ins Gespräch gebracht. Eine eventuelle Abschaffung der Minijobs und der damit verbundenen Regelungen würde Betroffene dazu verpflichten, Beiträge zur Renten- oder Arbeitslosenversicherung zu zahlen. Viel mehr Geld würde das aber wohl nicht in die öffentlichen Kassen spülen, schätzt man beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ein. „Ein Ziel bei der Einführung des Minijobs war es, unnötigen Verwaltungsaufwand für die Sozialversicherungen zu verhindern. Daran hat sich nichts geändert. Denn die Berechnung, Erhebung und Auszahlung von Beiträgen und Leistungen zieht einen bürokratischen Aufwand nach sich. Angesichts des vernachlässigbaren sozialpolitischen Effekts der in einem Minijob erworbenen Ansprüche erscheint es angemessen, diesen Aufwand zu beschränken“, so Holger Schäfer, Senior Economist für Arbeitsmarktökonomik beim IW.

Kopplung an den Mindestlohn problematisch

In der aktuellen Debatte gehe es um einen Vorschlag, mit dem niemandem geholfen wäre. „Minijobber hätten weniger Geld in der Tasche, ohne von den erworbenen Ansprüchen wirklich profitieren zu können. Die Kassen würden mit zusätzlicher Bürokratie belastet. Die Arbeitgeber dürften zudem Schwierigkeiten bekommen, die fortan schlechter bezahlten Jobs zu besetzen“, so der Experte.

Laut der Bundesagentur für Arbeit gab es 2024 bundesweit reichlich sieben Millionen Mini-Jobber, darunter auch Rentner und Studenten – aber eben auch Menschen, die lieber einen Vollzeitjob hätten. Nicht jeder sieht den Vorstoß der CDU kritisch.  “Das Ausmaß an Minijobs, wie wir es seit vielen Jahren haben, halte ich für problematisch“, sagte jetzt etwa Markus Grabka, Wissenschaftler am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), gegenüber dem WDR. Die Erhöhung des Mindestlohns hat auch Auswirkungen auf die Verdienstgrenze von Minijobbern. Der Ökonom will die Minijobs indes nicht abschaffen, hält aber die Kopplung an den Mindestlohn für problematisch. Sie habe „den Minijob im System verfestigt.“

Dass sich Menschen, die eigentlich nur übergangsweise geringfügig beschäftigt sein wollten, am Ende über Jahre von Minijob zu Minijob hangeln und keinen Zugang mehr zu besser bezahlten und zukunftssicheren Arbeitsplätzen finden, kann in Zeiten des Fachkräftemangels durchaus ein Problem sein. Viele Firmen setzen derweil fest auf Minijobber. Allein bei der Jobbörse Stepstone ergab eine entsprechende Suche für Sachsen jetzt rund 400 Einträge. Das Thema, und zumindest das hat der CDU-Vorstoß gezeigt, bleibt wichtig für den hiesigen Arbeitsmarkt.

 

Von Annett Kschieschan

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